Am Freitag beginnt das dreitägige Trainingslager der Männermannschaften in Bernstadt. Wie jedes Jahr relativ unaufgeregt will man die Grundlagen für die neue Saison schaffen. Über Ziele und Vorstellungen zur neuen Saison gibt es bei beiden Teams noch keine konkreten Aussagen. Ganz wichtig ist aber, dass die dünne Personaldecke, welche in der Rückrunde doch arg ins Kontor beider Teams schlug, sich so langsam aber sehr zufriedenstellend wieder „füllt“. Sowohl Luis und Norman, welche ein Großteil der Rückrunde pausierten als auch Karl, der eine komplette Saison aussetzen musste – sind wieder da. Auch bei vielen anderen sind die kleinen und größeren Wehwehchen w wie weg. Das ist alles sehr erfreulich. Und auch der OHC Bernstadt kann im Männerbereich für diese Saison einen ersten Neuzugang vermelden. Von der SV KOWEG Görlitz stößt mit Curd Mautsch ein junger agiler Außen zu den Erdachsen. Mehr soll er aber selbst hier „verraten“.
Curd, willkommen bei den „Erdachsen“, beim OHC Bernstadt. Vielleicht stellst zu Beginn Dich erst einmal ein wenig selbst vor. (bisherige Vereine, sportlicher Werdegang, berufliche Aussagen, was Du sonst noch privat preisgeben willst…)
Antwort:
Hey Alex. Vielen Dank für die herzliche Begrüßung! Zum Handballer wurde ich in meiner Heimatstadt, beim TBSV Neugersdorf ausgebildet. Dort durchlief ich alle Jahrgänge des Jugendbereiches und bin 2017 mit 17 Jahren ein Teil der damaligen Verbandsligamannschaft geworden. Leider folgten für meinen Heimatverein sportlich schwierige Jahre. 2019 stiegen wir in die Ostsachsenliga ab. In diesem Jahr erhielt ich auch ein erstes Angebot des SV Koweg Görlitz, welches ich damals noch ausschlug. 2020 folgte eine weitere Anfrage. Persönlich gereifter entschied ich mich nun für die sportliche Herausforderung und den Sprung, zwei Etagen höher, in die Sachsenliga. Dieser richtungsweisende Schritt veränderte auch einige private Strukturen. So lernte ich in Görlitz meine Freundin kennen, mit welcher ich nun in der wunderschönen Neißestadt zusammenleben und welche eine wichtige Säule in meinem Leben ist. Beruflich bin ich im Einkauf bei einem Hersteller von Fahrzeugelektronik tätig und habe im Juli die Abschlussprüfungen zum geprüften Wirtschaftsfachwirt (IHK) bestanden.
Ok, vom Oberland über die Neiße an die Pließnitz. Welche Beweggründe hattest Du, von einem Sachsenligisten eine „Etage tiefer“ zu einem Verbandsligisten zu wechseln? Und welche Informationen hast Du Dir vorher über unseren Verein geholt? Bei uns ist ja alles „eine Nummer kleiner“ als in der Kreisstadt.
Antwort:
Die Hintergründe meines Wechsels in kurzen Sätzen darzulegen ist nicht leicht. Die Entscheidung war keinesfalls einfach. Zunächst möchte ich mich für drei tolle und intensive Jahre im blau-gelben Trikot bedanken. Ich durfte tolle Menschen kennenlernen und bin für die Unterstützung des Vereins und meiner ehemaligen Teamkollegen sehr dankbar. Auch sportlich ist eine Entwicklung deutlich erkennbar.
Leider musste ich mir selbst eingestehen, den Spaß und die Freude am Handballsport zunehmend zu verlieren. Hierfür gab es einige interne Gründe, welche ich hier nicht weiter ausführen möchte. So begann ich Anfang dieses Jahres, meine Situation zu überdenken und mich damit auseinander zu setzen, was mich wirklich glücklich macht. Und das ist der Spaß am Sport und das Miteinander in einem geschlossenen Teamgefüge. Für mich spielt die Liga dabei überhaupt keine Rolle. Wir sind alle Hobbysportler. Vor 500 Zuschauern Tore in der Sachsenliga zu werfen und die Halle zum Beben zu bringen, ist schon ein unglaubliches Gefühl. Es ist für mich dennoch kein Schritt zurück. Denn wenn ich dadurch glücklich bin, dann ist es definitiv einer nach vorne.
Viele Informationen über den OHC musste ich mir vorab nicht wirklich einholen. Wer in dieser Region etwas mit dem Handball zu tun hat, der kennt die Entwicklung des Vereins und die Werte, die er verkörpert. Einige Gesichter sind mir bereits aus den Duellen im Jugendbereich bekannt. Ich denke dabei zum Beispiel an Sportsfreunde wie Georg, Jordan oder Erwin. Auch außerhalb der Platte lief man sich öfter über den Weg. Mit anderen Vereinsmitgliedern ging es auch schon Ski fahren. Auch Karl kenne ich aus privaten Kreisen. Bei einem Kaffee in der Görlitzer Altstadt tauschten wir uns im März intensiv aus. Dort wurden Wechselgedanken erstmals durchleuchtet. Der Verein steht für Bodenständigkeit, Demut und ein Wir-Gefühl, für welches mir in diesem Maß die Vergleiche fehlen. Das holte mich sofort ab. Ein erstes Kennenlernen mit Keker zum Ende der Saison, bestätigte meine positiven Eindrücke. Nachdem ich auch viele Gespräche mit meiner Familie geführt habe, gab es für mich nur ein Ziel, der OHC.
Nun hast Du ja schon einige Einheiten mit Deinen neuen Mannschaftskameraden auf der Platte absolviert. Was sind Deine ersten Eindrücke vom Team?
Antwort:
Auch wenn es mir nicht schwerfällt, mich an ein neues Umfeld zu gewöhnen, so macht man sich vorab doch ein paar Gedanken. Diese waren aber völlig überflüssig. Die Jungs haben mich unbeschreiblich gut bei sich aufgenommen. Das bedeutet mir sehr viel. Auch wenn ich erst wenige Wochen dabei bin, fühle ich mich bereits fest integriert. Bei allem Optimismus habe ich nicht damit gerechnet, dass es dann doch so schnell und problemlos verläuft. Das Trainerteam gestaltet die Vorbereitung bisher auf einem starken Niveau und in der richtigen Dosierung. Die Einheiten sind intensiv und jeder Spieler zieht voll mit. Dabei kommt der Spaß aber nicht zu kurz. Wir lachen viel, sitzen nach dem Training zusammen und reden über alles und nichts. Ich fühle mich sehr wohl hier. Das unterschreibt mir auch meine Familie.
Der OHC Bernstadt geht in die fünfte Saison der Verbandsliga seit 2019. Für uns als Verein ein Ansporn, auch in der neuen Saison den vielen Fans guten, attraktiven und erfolgreichen Handball zu bieten. Wo siehst Du Dich persönlich und das Team während und nach der Saison?
Antwort:
Ich bin heiß auf die neue Spielzeit. Wie die Halle kochen kann, das habe mir in einigen eurer Spiele schon anschauen dürfen. Wahnsinn. Persönlich möchte ich meine Erfahrungen aus der Sachsenliga aktiv einbringen und versuchen, dabei auch Verantwortung zu übernehmen. Die Geschwindigkeit ist meine größte Waffe. Das möchte ich hier auch auf die Platte bringen. Ich hoffe außerdem, das Trainerteam auch in taktischen Angelegenheiten unterstützen zu können. Wir wollen die Zuschauer begeistern und mitreißen. Ich sehe in der Mannschaft hohes Potential. Der Mix aus jungen und erfahrenen Spielern ist optimal. Die Stimmung in der Mannschaft ist gut und eine gesunde Teamchemie kann im Mannschaftssport oft das Zünglein an der Waage sein. Die Saisonziele sollten dabei aber realistisch und in einem gesunden Maße eingeschätzt werden. Wo wir uns am Ende einfinden werden und wo wir stehen, das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Dafür kenne ich auch die Gegner nicht gut genug. Oberstes Ziel dürfte es sein, dafür zu sorgen, dass der OHC in 2024 auf ein sechstes Jahr Verbandsliga seit 2019 schauen darf. Dabei möchte ich helfen und dafür alles geben.
Curd, vielen Dank für die ersten Aussagen von Dir. Viel Spaß und eine Menge Erfolg hier bei den Erdachsen.
Alexander Klatte OHC Bernstadt Leitung Medien