GESCHICHTE

Kurzform der Chronik des Bernstädter Handballs

Das Handballspiel in Form des Großfeldhandballs wurde nach dem 1.Weltkrieg durch den Berliner Sportlehrer Karl Schelenz weiter entwickelt und mit einem Regelwerk versehen. Reichlich zehn Jahre später wurde diese Sportart auch im Pließnitztal gespielt. Fast zeitgleich entstanden Mannschaften in Strahwalde, Berthelsdorf, Rennersdorf und eben auch in Kunnersdorf und Bernstadt. Die ältesten Zeugnisse des Handballs auf dem Eigen datieren sowohl in Bernstadt als auch in Kunnersdorf aus dem Jahre 1923. Beide Mannschaften waren zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht eigenständig, sondern eine Abteilung des jeweiligen Turnvereins (TV) aus Bernstadt bzw. Kunnersdorf. Die ersten Spielplätze waren in Kunnersdorf hinter dem „Roten Gut“ und im Steinbachtal in unmittelbarer Nähe zum Bernstädter Bad. Später spielten die Bernstädter auf dem (zu kleinen) Sportplatz neben der Schule. Ab Mitte der 1930-er Jahre soll es schon Punktspiele gegeben haben. Ein letztes Mal wurde im Sommer 1940 vor großer Kulisse gegen den damaligen Landesmeister Niederschlesien, einer Mannschaft aus Görlitz, auf dem heimischen Sportplatz gespielt. Nach Ende des zweiten Weltkrieges formierten sich die nicht im Krieg gefallenen oder in Gefangenschaft geratenen Spieler aus Bernstadt und Kunnersdorf 1946 zu einer Abteilung („Sparte“) Handball in der Sportgemeinschaft Bernstadt und spielten ab dieser Zeit gemeinsam. Mit denen aus der Gefangenschaft zurück gekehrten weiteren Spielern entstand ab 1947 eine spielstarke Mannschaft, welche ab sofort in der Ostsachsenliga eingegliedert wurde. Ebenfalls ab 1947 konnte sich auch eine erste Jugendmannschaft formieren.

1949 fand die SG Bernstadt ein jähes Ende. In einem Beschluss des deutschen Sportausschusses von 1948 wurden alle Sportgemeinschaften angewiesen, sich den Volkseigenen Betrieben (VEB) als Betriebssportgemeinschaft (BSG) an zu gliedern. Bernstadt hatte aber keinen VEB. Der nächstliegende VEB war die Grube Berzdorf. 1949 entstand dort die BSG „Grube“ Berzdorf. Nach einem Aufruf bildete sich 1950 die erste Mannschaft unter dem Namen BSG „Aktivist Berzdorf“ mit Spielern aus Leuba, Tauchritz, Schönau und Bernstadt. Da es in Berzdorf keine geeignete Spielstätte gab, siedelten sich die Handballer schon im Jahr darauf wieder in Bernstadt unter ihrem neuen Namen an und begannen in der II. Kreisklasse. Bis 1953 gab es einen ununterbrochenen Aufstieg bis in die Bezirksklasse. Ab 1952 gab es eine erste Frauenmannschaft in Bernstadt. Seit Anfang der fünfziger Jahre wurden in der Wintersaison Kreismeisterschaften im Hallenhandball ausgetragen. Es gab aber kaum Hallen im Kreis und mit Sporthallen von heute hatten diese kaum etwas zu tun. Schon zu dieser Zeit wurde das „Steigerlied“ gesungen, das später zur inoffiziellen Vereinshymne werden sollte.

1956 wurde die BSG „Aufbau“ Hagenwerder gegründet und 1958 in BSG „Turbine“ Hagenwerder umbenannt. Der Gründung der ISG Hagenwerder im Jahre 1961 aus der BSG „Aktivist“ Berzdorf und der BSG „Turbine“ Hagenwerder ging ein über zweijähriger erbitterter Kampf verschiedener Gremien voraus. Aus der Fusion konnte der Leistungssport erheblich Kapital schlagen. In Hagenwerder wurden die längst notwendigen Sportstätten gebaut und die ISG wurde zur „Vorbildlichen Betriebssportgemeinschaft der DDR“. Die Sektion Handball entwickelte sich zu einer Spitzensektion im Bezirk Dresden. Die Trikots waren verschiedenfarbig, als Hauptfarbe hatte sich Blau-Weiß durchgesetzt. Das Lied „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich!“ wurde oft angestimmt. In Bernstadt wurde in der Kunnersdorfer Sporthalle trainiert. 1964 gelang der Bernstädter Großfeldmannschaft der Aufstieg in die Bezirksliga. Auch die Frauen stiegen in die Bezirksliga auf. Im Jahre 1970 wurde das Ende des Großfeldhandballs besiegelt. Es gab aber einen nahtlosen Übergang vom Feld in die Halle. Dieser war vor allem international begründet. Großfeldhandball stand nur ein einziges Mal im Olympischen Programm. 1936 wurde Deutschland Olympiasieger vor Österreich und der Schweiz. Seit 1972 ist der Hallenhandball ununterbrochen olympisch. Aber von einer Halle war der Handball in Bernstadt erst einmal weit entfernt. 1968/69 wurde mit vielen hunderten Stunden freiwilliger Arbeit und mit Unterstützung des BKW Berzdorf ein Hartplatz gebaut. Rein sportlich konnte der Umbruch auf das Kleinfeld gemeistert werden. 1970 und 1971 wurde man Meister in der Spielunion Löbau/Zittau/Görlitz und stieg in die Bezirksliga auf. Die Heimspiele mussten in Eibau ausgetragen werden. Mit der Fertigstellung der Kleinfeldanlage wurden ab 1974 die „Bernstädter Handballwochen“ eingeläutet. Zu Spitzenzeiten gastierten 25-30 Gastmannschaften in der Pließnitzstadt – nur im Erwachsenenbereich. Mit Nachwuchs kam man auf bis zu 80 Teams.

1978 wurde das Sportzentrum Hagenwerder eingeweiht. Von nun an gab es beste Rahmenbedingungen für die Sportler. Zwei Drittel der nunmehr über 200 Mitglieder waren Nachwuchsspieler. Unzählige Siege auf Kreis- und Bezirksebene konnten sich die Handballer auf ihre Fahnen schreiben. 1978 wurde in Löbau mit der Sektion Handball des Armeesportvereins eine neue Ära eingeleitet. Es wurde in den folgenden Jahren zu dem Leistungszentrum im Handballsport in Ostsachen. Auch viele Bernstädter Nachwuchsspieler profitierten von der Delegierung in die Kreisstadt. Sie wurden zum Fundament der späteren Oberligamannschaft. Die Handballsektion wurde 1984 erneut mit dem Ehrentitel „Vorbildliche Sektion des DHV“ geehrt. 1988 stieg die Männermannschaft in die Bezirksliga auf. 1991 gewann man die Bezirksmeisterschaft und stieg in die sächsische Oberliga auf. Bis 1996 spielte man in dieser Liga. Und leider wurde man im Folgejahr, auch durch das Verletzungspech von Leistungsträgern, bis in die Bezirksliga durchgereicht. Das Jahr 1997 sollte aber trotz des sportlichen Abstiegs für die vielen Bernstädter Handballer ein neues Hoffnungszeichen setzen. Die Gründung eines eigenen „Bernstädter“ Vereins.

Am 14.November 1997 wurde der OHC Bernstadt e.V. gegründet. Mit 204 Mitgliedern startete man in die neuen Aufgaben. Die Trennung von der ISG Hagenwerder ist aber vielen Handballern nicht leicht gefallen. Man hatte der ISG viel zu verdanken und hatte dort ausgesprochen erfolgreiche Zeiten erlebt. Ein Jahr noch wurden die Heimspiele in Hagenwerder ausgetragen. Im Ostsachsenpokal konnte man gewinnen und sich für den Sachsenpokal qualifizieren. Im Oktober 1998 wurde der Traum von vielen Handballern endlich war. Bernstadt bekam eine nagelneue Sporthalle. 200 Sitz- und 100 Stehplätze standen ab sofort den vielen Fans zur Verfügung. Von diesen Rahmenbedingungen beflügelt, schafften die Männer im Jahre 2000 den Aufstieg in die Verbandsliga. Im Jahre 2003 musste man diese Liga leider wieder verlassen. Es sollte aber in den nächsten zwei Jahren dennoch höherklassigen Handball geben. Der OHV Löbau und der OHC Bernstadt bildeten die Spielgemeinschaft OHSG Bernstadt/Löbau mit dem Ziel, sich in der Verbandsliga auf Dauer zu etablieren und die Kräfte für eine weitere Leistungsentwicklung zu bündeln. Dieses Projekt dauerte leider nur zwei Jahre. Im Jahre 2005 zog der OHV Löbau aufgrund der eigenen personellen Situation die „Notbremse“ und kündigte den Vertrag.

Der OHC Bernstadt stieg in die Ostsachsenliga ab. Hier spielen die Männer seit einem Jahrzehnt und konnten sich in den letzten Jahren (2014 „Trizemeister“, 2016 Vierter, 2017, 2018 Vizemeister) wieder im Vorderfeld platzieren. Der große Wurf gelang ihnen schließlich 2019. Am 27.April konnte in einem überragenden Finale noch die Meisterschaft und der damit verbundene Aufstieg in die Verbandsliga gefeiert werden. Auch den Frauen gelang 2019 mit einer verlustpunktfreien Saison die Meisterschaft in der Oberlausitzliga und den Aufstieg in die Ostsachsenliga. Das Fundament, das „A und O“, das Kernstück des OHC Bernstadt ist und bleibt die Nachwuchsarbeit. Jüngste Erfolge wie beispielsweise der Gewinn der Ostsachsenmeisterschaft 2016 der männlichen B-Mannschaft, 2017 der männlich C und der männlich A, 2018 der männlich B und A und vor allem der Gewinn des sächsischen Pokals der männlich B, 2019 wieder der Ostsachsenmeisterschaft der männlich B, 2020 der männlich A im Bezirk Sachsen-Mitte, 2022 der männlich D in Ostsachsen sind die Grundlage für ein weiteres Bestehen unseres Handballclubs. Unsere Fans sind in den letzten Jahren sehr zahlreich zu den Spielen erschienen. Nicht nur zu den Heimspielen, wo wir mit mehr als 200 Zuschauern der Zuschauerkrösus in der Verbandsliga Ost sind. Auch auswärts geht regelmäßig ein „blau-weißer Tross“ auf Reisen. Der OHC verfügt mittlerweile auch über zwei Kleinbusse und kann somit besser logistisch alle Fahrten bestreiten. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an all die Sponsoren und Förderern, welche auch in den schweren Coronazeiten zu uns hielten.

„Glück auf, meine Erdachse!“

Erstellt von Alexander Klatte