Verbandsliga Männer
ESV Dresden – OHC Bernstadt 30:21 (16:13)
Es ist noch nicht mal eine Minute gespielt, da betritt Sigmund Freud den Lokschuppen zu Dresden (metaphysisch natürlich) und steigt in meinen Kopf. „Das Ich und das Es“, eine Schrift aus dem Jahre 1923, allgemein auch als Modell der Psyche bekannt. Ich bin auf meine Empore, wo ich eigentlich das Spiel filmen soll, stocksteif. „Nein, nicht schon wieder!“ denke ich…Karl liegt unten auf der Platte und schreit: „Mein Fuß“…das kann doch alles nicht wahr sein. Geht denn diese Seuche nie vorbei? Die eindeutige Antwort: Nein. Der OHC Bernstadt verliert mit Karl Bundtke den nächsten Spieler auf unbestimmte Zeit. Nominell 13 Spieler stehen auf der Liste, welche zum Spiel im Tabellenkeller für den OHC Bernstadt auflaufen sollen. Wenn man aber in der Kabine sieht, wie viele davon massiert, gecremt oder getapt werden… zum Schluss der Partie versuchen vier Außen gemeinsam das Resultat zu verwalten. Es ist sicherlich nicht die Erklärung, aber eine, wieso der OHC Bernstadt dermaßen in Dresden unter die Lok kommt. Dabei sind die Vorzeichen gar nicht so schlecht. Mit den (angeschlagenen) Curd, Steve und Luis melden sich drei Verletzte zurück. Mit dem Lokschuppen verbindet der OHC Bernstadt (zumeist) gute Erfahrungen. Hier fuhr man den ersten Sieg in der Verbandsliga ein, hier gewann man auch in der letzten Saison. Gut, hier wurde man auch mal, drei Tore 10 Minuten vor Schluss vorne liegend, gnadenlos verpfiffen… Die Stimmung ist grundlegend positiv. Karl entwickelt sich zum Großhändler für Textilien, Curd und Georg wischen eine, keinem gehörende gelbe Flüssigkeit in der Kabine auf. Ali pfeift so schön (und so schön falsch) im Bus „Don`t worry, be happy…“und auch die Kabinenansprache von Kekker lässt nichts zu wünschen übrig. Pädagogisch richtig, erklärt er die Strategie des Tages. Vor allem auf den Torjäger der Gastgeber, Luca Jagsch, wurde gezielt verwiesen. Der dürfe auf keinen Fall an den Ball oder in Aktion kommen. Das, liebe Leser, hat zu 100 Prozent geklappt. Sportfreund Jagsch gelang kein einziges Feldtor. Das große Aber geht nach der benannten Szene los. Natürlich ist so was im Kopf, natürlich denkt man an den ausgedünnten Kader, an die Folgen gegen einen Gegner, dem das Wasser „bis zum Halse steht“ und der, ähnlich wie wir, Potential nach oben hat. Und die Lok legt los. Mit begeistertem Angriffshandball. Wir sind im Kopf noch nicht klar, vergeben unsäglich viele Chance. Ich brauche, ich will das gar nicht alles aufzählen. Ein 7:2 steht da oben, da sind noch nicht einmal 10 Minuten gespielt. In der Abwehr haben wir zwar ein besonders Auge auf die 38, der Rest spaziert aber gnadenlos durch die Reihen. Vor allen über die Außen… Ich bin mit der Kameraführung völlig überfordert, weil ich keine Gedanken zu Papier schreiben kann. Ploci hält jetzt mehrere am Stück. Und nach vorn rollt nun der „Pließnitz-Express“. Das können wir doch auch. Ali stoppt da keiner und 7 Tore sind eine sehr ordentliche Bilanz. Und die anderen ziehen nach. Luis trifft trotz erkennbarer Qualen, auch Steve, Tony, Georg. Als Stefan den 7m in der 19.Minute verwandelt, kann der OHC erstmals in Führung gehen. 11:12. Sauber gemacht. Luis muss runter. Das geht nicht mehr. Und Georg hat heute nicht den Esprit der letzten Spiele. Es häufen sich schon hier die Fehlabspiele. Und ganz böse: die Abschlussschwäche. WAS FÜR GLASKLARE KONTERCHANCEN lassen wir liegen. Immer wieder gleich (falsch) abgeschlossen. Das ist ja selbst mir als Laien aufgefallen. Dresden bekommt dadurch eine neue Luft. Tom hält und der OHC hat erneut Pech, das der letzte Freiwurf durch Ali an den Pfosten klatscht. Drei Tore hinten. Also, um es mal klar zu benennen: auch der Tabellenführer Radeberg lag im Lokschuppen zur Halbzeit mit 13:15 hinten. Das ist genau einen Monat her. Aber der ESV, so mein „Kollege“ oben auf der Empore, hat sich verstärkt und „nun greifen langsam die Rädchen ineinander“ (sinngemäß). Dem wollten wir uns in Hälfte zwei dagegenstemmen und belohnen. Zehn Minuten nach Anpfiff ist mein einziges Wort geschrieben: Demontage. Nur Alex trifft doppelt, der Gegner dagegen schraubt auf plus 9 das Ergebnis. Keine Zuordnung, kein Zugriff. Weder vorne noch hinten. Dresden kann das Glück kaum fassen und spielt sich in einen wahren Rausch. Nach kurzzeitigem Rankommen auf 6 Tore zollen die Erdachsen mangels alternativer Wechsel dem Tempo nun Tribut. „Ich wollte es wäre Nacht oder die Preußen kämen!“ –Den berühmten Satz sagte Sir Arthur Wellesley 1.Duke of Wellington vor der entscheidenden Schlacht bei Waterloo gegen Napoleon im Jahr 1815. Es ist ein (schlussendlich erfolgreiches Flehen) der entscheidenden Schlacht auf dem heutigen Gebiet der Niederlande. Umgemünzt auf die Lage des OHC, welche ihr Waterloo in Dresden erlebten, ist es ein Bitten, dass die Hinrunde verletzungsfrei am nächsten Wochenende über die Bühne geht und bis zum Januar sich der eine oder andere wieder fit meldet. Es ist nicht nur das letzte Heimspiel der Hinrunde gegen die zweite Mannschaft von Pirna/Heidenau, sondern auch der Beginn einer „Heimspiel-Serie“. Von zwölf Partien der 1.Männer finden bis zum Saisonschluss acht zu Hause statt. Liebe Fans, kommt bitte in Scharen und unterstützt unsere Erdachsen! wir.zusammen.OHCfamilie. Euer Alex
Der OHC Bernstadt mit:
Tom Seidel, Lucas Plociennik, Stefan Deutschländer(2), Steve Höhne(1), Karl Bundtke, Tony Ulbrich(1), Danny Ulbrich(3), Alexander Paul(7), Hannes Höhne, Georg Katzer(2), Luis Kahle(4), Christoph Wolff(1), Curd Mautsch,
Team: Torsten Katzer, Willi Bräuer, Jessi Sommerfeld